Mental Load in der Führung. Wenn das Gehirn zu viele Tabs offen hat

Kennen Sie das?
Sie arbeiten konzentriert an einer Präsentation. Plötzlich ploppt eine Mail auf. Ein Kollege ruft an. Im Hintergrund blinkt der Kalender, im Chat fragt jemand: „Hast Du kurz zeit?“

Und irgendwo spielt noch Musik. Keiner weiß, woher. Musik im Office? Das geht gar nicht.

Willkommen im Führungsstall voller offener Tabs.

Was ist eigentlich „Mental Load“ und warum betrifft es Führungskräfte besonders?

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Diskussion um Care-Arbeit, beschreibt aber ziemlich genau das, was viele Führungskräfte täglich erleben:

Zu viele gleichzeitige Anforderungen ohne klare Struktur oder Abschluss.

In der Technik würden Sie das nicht durchgehen lassen:

  • Parallelprozesse ohne Abstimmung
  • Aufgaben ohne Priorisierung
  • Systeme ohne Shutdown-Routine

Aber im Kopf läuft genau das. Jeden Tag.

Was sagt die Neurobiologie dazu?

Das Gehirn ist kein Rechner mit unbegrenztem RAM. Vielmehr organisiert es Aufmerksamkeit, Energie und Verarbeitungskapazitäten nach dem Prinzip:

„Was ist jetzt gerade wichtig für mein Überleben?“

Wenn zu viele Reize gleichzeitig eintreffen (Mails, Menschen, Meetings), springt das Stresssystem an, auch wenn äußerlich Ruhe herrscht. Die Folge:

  • Konzentration bricht ab
  • Entscheidungen dauern länger
  • Reizbarkeit steigt
  • Kommunikation wird fahriger

Mit der Zeit entsteht ein Gefühl von innerer Unruhe, Getriebenheit oder Erschöpfung und das, obwohl man „doch gar nichts Körperliches gemacht“ hat.

Mini-Tool: Der Neuro-Stopp (90 Sekunden für mehr Klarheit)

Die Neurowissenschaftlerin Jill Bolte Taylor zeigte:

Ein Gefühl dauert im Körper rund 90 Sekunden.
Wenn wir es nicht durch Gedanken oder neue Reize anfeuern, ebbt es ab.

Was heißt das für den Führungsalltag?

Machen Sie alle 90–120 Minuten einen Mini-Stopp:

  • Kein Handy, keine Mails, keine Menschen.
  • Atmen. Spüren. Kurz aus dem Dauer-Input aussteigen.
  • 90 Sekunden reichen, um Ihr System neu zu synchronisieren.

Und:

Tabs schließen und Benachrichtigungen ausschalten.

Klingt banal?
Genau das ist das Problem. Wir übergehen es, weil wir Leistung gewohnt sind und merken erst spät, wie viel Rechenleistung verloren geht.

Keine Zeit?

Quatsch! Die Zeit, die Sie verplempern, indem Sie auf alles sofort Ihre Aufmerksamkeit richten, ist deutlich länger.

Fazit: Führung braucht keine neuen Tools. Sondern ein reguliertes System.

Mental Load ist kein individuelles „Zu-doof-zum-Organisieren“-Problem. Es ist eine systemische Überforderung, die man neurobiologisch verstehen und praktisch steuern kann.

Wenn Ihr Kopf zu viele Tabs offen hat, ist nicht Zeitmanagement die Lösung, sondern Selbststeuerung.

Frage an Sie:

Wie viele Tabs sind bei Ihnen gerade offen und welchen würden Sie als erstes schließen?

Buchen Sie hier direkt Ihr kostenfreies Strategiegespräch.

Kostenfreies Strategiegespräch buchen

Bleiben Sie auf dem Laufenden!
Mit Anmeldung bei diesem Newsletter sichern Sie sich 14-tägig Impulse zum Thema EQ für Leaders in Tech.

Newsletter jetzt abonnieren
Susanne Grebe