Führungskräfte stehen täglich vor der Aufgabe, tragfähige Beziehungen zu ihren Mitarbeitenden aufzubauen und zu pflegen.
Dabei spielt der eigene Bindungsstil eine oft unterschätzte Rolle: Wie Sie mit Nähe und Distanz umgehen, Konflikte lösen und auf das Verhalten anderer reagieren, ist tief in Ihren eigenen Bindungserfahrungen verankert.
Ein Bewusstsein für den eigenen Bindungsstil ist entscheidend, um Beziehungen im Berufsalltag konstruktiver und erfolgreicher zu gestalten.
Was sind Bindungsstile?
Bindungsstile beschreiben, wie Menschen auf Nähe und Beziehungen reagieren.
Diese Muster entwickeln sich in der frühen Kindheit und prägen unbewusst, wie wir Beziehungen aufbauen und erleben – auch im beruflichen Kontext.
Forschungsergebnisse (z.B. Bowlby, 1969; Ainsworth et al., 1978) zeigen, dass sich Menschen meist einem von vier Haupt-Bindungsstilen zuordnen lassen: sicher, unsicher-vermeidend, unsicher-ambivalent und desorganisiert.
Die vier Bindungsstile und ihre Merkmale im Berufsalltag
- Sicherer Bindungsstil Führungskräfte mit sicherem Bindungsstil haben ein gesundes Selbstvertrauen und vertrauen auch anderen Menschen. Sie begegnen ihren Mitarbeitenden offen und konstruktiv, können gut zuhören und schaffen ein positives Arbeitsklima. Konflikte werden nicht gescheut, sondern als Chancen zur Weiterentwicklung genutzt.
- Unsicher-vermeidender Bindungsstil Diese Führungskräfte bevorzugen sachliche Distanz und tun sich oft schwer mit emotionaler Nähe. Das kann sich in einem eher autoritären Führungsstil äußern. Mitarbeitende erleben sie möglicherweise als kühl oder unnahbar, was die Teamdynamik schwächen kann.
- Unsicher-ambivalenter Bindungsstil Führungskräfte mit diesem Stil suchen Anerkennung, wirken aber manchmal unentschlossen oder impulsiv. Sie schwanken zwischen Nähe und Distanz und reagieren häufig überempfindlich auf Kritik. Für Mitarbeitende wirkt dieses Verhalten oft unberechenbar und irritierend.
- Desorganisierter Bindungsstil Führungskräfte mit desorganisiertem Bindungsstil zeigen widersprüchliches Verhalten: Nähe und Abweisung wechseln sich ab. Die Kommunikation ist oft unklar, Entscheidungen wirken sprunghaft. Dieser Stil erschwert den Aufbau von Vertrauen erheblich und ist meist Ausdruck innerer Konflikte.
Warum der Bindungsstil für die Führung entscheidend ist
Ihr Bindungsstil prägt, wie Sie auf Ihre Mitarbeitenden zugehen, wie Sie Beziehungen gestalten und wie Sie auf Herausforderungen reagieren.
Führungskräfte mit sicherem Bindungsstil schaffen stabile, vertrauensvolle Umfelder, in denen sich Mitarbeitende entfalten können.
Unsichere Bindungsstile hingegen können ungewollt Spannungen, Misstrauen oder Konflikte im Team verstärken.
Die gute Nachricht: Durch Selbstreflexion und gezielte Weiterentwicklung können Sie die Herausforderungen Ihres Bindungsstils bewältigen – und Ihre Beziehungen bewusster und erfolgreicher gestalten.
Reflexionsfragen für Führungskräfte
Selbstwahrnehmung: Welche Verhaltensweisen erkennen Sie bei sich? Sind Sie eher distanziert oder suchen Sie bewusst Nähe?
Feedbackbereitschaft: Wie gehen Sie mit Kritik und Feedback um? Fühlen Sie sich schnell angegriffen oder nutzen Sie Feedback als Chance?
Konfliktverhalten: Wie reagieren Sie in Konfliktsituationen? Ziehen Sie sich zurück oder suchen Sie aktiv das Gespräch?
Wie beeinflusst Ihr Bindungsstil Ihre Führung?
Finden Sie es heraus – und stärken Sie Ihre Führungsbeziehungen gezielt.